Verein - Geschichte
Die Gründung
Die Gründungsphase der bayerischen Wehren in der Mitte des 19. Jahrhunderts war eine Folge der sich, mit der beginnenden Industrialisierung, bietenden Möglichkeiten. Zum ersten Mal bot sich eine Gelegenheit, die verheerenden Brände in Stadt und Land mit technischen Mitteln verstärkt zu bekämpfen und ihre oft existenzbedrohenden Folgen zu mildern. Die Konsequenz lag auf der Hand. Wer die Technik sinnvoll und wirksam zum Einsatz bringen wollte, musste zugleich Organisationsstrukturen schaffen, die gewährleisteten, dass das neue Gerät in optimaler Weise genutzt werden konnte. Gleichzeitig musste die Bedienung der Ausrüstung erlernt und die Einsatzbereitschaft des Bedienungspersonals gesichert sein.
Die Feuerwehr in der uns bekannten Form wurde gegründet. Die erste freiwillige Feuerwehr in Bayern wurde am 9. Januar 1849 in Augsburg gegründet. Im Jahre 1860 gab es in Niederbayern bereits in Landshut, Straubing und Passau solche Wehren. Fünf Jahre später ging man auch in Regen daran, eine freiwillige Feuerwehr ins Leben zu rufen. Dazu heißt es in einer Chronik von 1925: „Zu diesem Zwecke erging daher von Seite des Magistrats im Monat März 1865 die allgemeine Aufforderung an alle über 18 Jahre alten männlichen Einwohner, sich am Ostermontag, den 17. April mittags 12 Uhr im Rathaussaale einzufinden. (Gemeint ist das alte Rathaus am Marktplatze, wo heute die Mariensäule steht und das später unter Mithilfe der Feuerwehr abgebrochen wurde). Es fand sich an diesem Tage bereitwillig eine große Anzahl hiesiger Einwohner aus allen Kreisen ein. Der königliche Bezirksamtmann Stangl, der auf Ersuchen des Magistrats erschienen war, legte in einem Vortrage die Bedeutung des organisierten Feuerlöschwesens dar und munterte zur Gründung einer freiwilligen Feuerwehr und zum Beitritt in dieselbe auf.
Dieser Aufforderung kamen auch fast alle Anwesenden nach, sodass die sofort getätigte Einzeichnung die stattliche Zahl von 100 Mitgliedern ergab. Als ständiges Lokal für die nun weiter nötigen Versammlungen wurde das Gasthaus des Herrn Xaver Wieninger (heutiges Johann Franz’sche Anwesen) in der Bäckergasse erwählt. Die erste Zusammenkunft fand dann am Sonntag, den 30. April nachmittags um 1 Uhr statt. Programmpunkte waren die Einteilung der Mannschaften sowie die Wahl des Kommandanten und der Chargen (Führungsdienstgrade). Als erster Hauptmann wurde der Bezirksamtsassessor Emil Radlinger gewählt. Als Chargen gingen hervor: Die Adjutanten Ludwig Mauser, kgl. Postexpeditor und Xaver Roth, Buchbindermeister. Zugführer wurden: Anton Schaller, Orgelbaugehilfe, Josef Mühlbauer, Goldarbeitsgehilfe und als Rottenführer wählte man: Xaver Wieninger, Gastgeberssohn, Johann Stern, Lohnkutscher, Georg Preißler Schuhmacherssohn. Als Spritzenmeister wurde Michael Seibold, Kupferschmiedemeister bestellt. Die Mannschaft wurde wie folgt eingeteilt: 1 Steigerzug, 1 Retterzug, 1 Rotte Spritzenmannschaft und 1 Rotte Werkleute.
Die anfänglich eingeschriebene Zahl von 100 Mitgliedern konnte nicht gehalten werden und war auf 68 zusammengeschmolzen. Ein weiteres Thema dieser 1. Generalversammlung war die Festlegung der Uniformen. Es wurde beschlossen, dass jedes Mitglied sich „solche wegen Mangels verfügbarer Barmittel“ selbst zu beschaffen habe und „nach mehrfach eingesehenen Mustern“ man sich für „Tragung von Uniformsröcken aus weiß grau leinernem Turnerjoppenstoff sowie Skimützen desselben Stoffes entschloss; die Anschaffungskosten der Röcke auf 2 Gulden und 24 Kreuzer und die der Skimützen auf 1 Gulden zu stehen kommen würden; dann die Steigerrotte und die Retter grüne Fangschnüre mit Pfeifchen zu tragen und sich zu beschaffen haben.“ Die Auszeichnung des Hauptmannes bestand in drei Sternen, die der Adjutanten in 2 und die der Steiger in einem Stern, die an den beiderseitigen Rockkragen zu tragen waren. Die Anfertigung der Uniformröcke wurde den Mitgliedern der Schneiderzunft Blickenberger, Feineis und Klingseis übertragen. Mit der Fertigung der Mützen wurde das Mitglied Sieber beauftragt.
Am 17. Juni 1865 wurde die Gründung dem Bezirksamt in Regen verspätet mitgeteilt, aber als eigentlicher Gründungstag der Freiwilligen Feuerwehr Regen wurde der 17. April l865 bestimmt. Also jener Ostermontag desselben Jahres, an dem der Magistrat die männlichen Einwohner in den Rathaussaal gerufen hatte. Rottenführer Wieninger war es, der der neu geschaffenen Feuerwehr die erste Fahne widmete. Sie wurde als „Signalfahne“ bezeichnet und war in den Farben Schwarz-Rot-Gelb gehalten. Als Fahnenträger wurde Georg Münichsdorfer bestimmt. In der sicherlich berechtigten Annahme dass keine Feuerwehr „ohne Turnen nutzbringend sein kann, da Steiger auch geübte Turner sein müssen“, führte das Korps den offiziellen Namen „Freiwillige Turnfeuerwehr Regen“.
Dieses Bild dürfte die wohl älteste erhaltene Fotografie sein. Auf das Jahr 1867 für die Enstehung dieser Aufnahme deutet die Tasache, dass der hier abgebildete Schmiedemeister Johann Hauf in diesem Jahr zum Kommandanten gewählt wurde.
Gedenktafel
1 Hüttinger Josef | * 09.10.1840 † 31.12.1923 | |
2 Weininger Xaver | * 22.08.1841 † 14.01.1913 | |
3 Mühlbauer Josef | * 06.05.1827 † 18.12.1893 |
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4 Preissler Josef | * 13.07.1838 † 05.10.1921 | |
5 Seibold Karl | * 11.04.1842 † 28.08.1905 | |
6 Maier Josef | * 17.10.1846 † 29.06.1919 | |
7 Kronschnabl Xafer | * 24.04.1846 † 21.03.1921 | |
8 Blickenberger Josef | * 25.11.1826 † 07.03.1910 | |
9 Laubner Johann | * 15.01.1846 † 09.08.1912 | |
10 Grassl Josef | * 05.03.1847 † 18.08.1902 | |
11 Pongratz Georg | * 01.01.1841 † 13.02.1905 | |
12 Seiber Johann | * 04.04.1842 † 20.02.1905 | |
13 Huber Josef | * 19.08.1842 † 16.05.1908 | |
14 Witmann Peter | * 04.08.1846 † 02.04.1929 | |
15 Syroth Johann | * 24.02.1847 † 24.06.1900 | |
16 Fischer Josef | * 07.07.1833 † 14.03.1911 | |
17 Schwanberger Benedikt | * – -.- -.1821 † 05.04.1894 |
Der Beginn
Nachdem der Gründungsakt nun erfolgreich vollzogen war, ging man unverzüglich an die Übungstätigkeit. Im Bewusstsein, dass man völlig ohne Vorbildung an die schwere Aufgabe heranging, suchte die Führung nach einer Feuerwehr, von der man die Durchführung einer „geregelten Steig- und Spritzen Übung sich veranschaulichen könne“. In Viechtach bestand nun seit ca. einem Jahr ein „Feuerwehr-Corps“. Anfang Juni 1865 fuhr man also mit 33 Mann mit zwei Fuhrwerken nach Viechtach ab, um „einer daselbst zu diesem Zwecke abgehaltenen Übung beizuwohnen“.
Von diesem Zeitpunkt an übten in den Sommermonaten die eifrigen Feuerwehrler mit „regem Eifer“ allwöchentlich 2-3 mal von abends 7 Uhr an. Der Eifer und die Begeisterung für die neue Aufgabe muss sehr groß gewesen sein, zumal die Mitglieder zusätzlich dem Turnen „oblagen“. Im Herbst des Jahres 1865 war die Turnfeuerwehr soweit, sich in einer „Hauptübung“ der Bevölkerung und deren Urteil zu stellen. Sämtliche Geräte wurden dazu verwendet. Diese Ausrüstung in einer kurzen Auflistung: 3 bereits vorhandene, alte und hölzerne Druckspritzen. 2 holmige, neu angeschaffte Papageienleitern. 2 doppelholmige Papageienleitern, die ebenfalls neu waren. Einige große, „von plumper, altertümlicher Bauart sich auszeichnende Anstelleitern“.
Diese Übung, „welche aber auch schon ziemliche Befriedigung über die Leistungsfähigkeit des jungen Korps unter den Zuschauern hervorrief“, war wohl das erste Mal, dass eine Regener Feuerwehr an die Öffentlichkeit trat. Wie oft mag sich das in den vergangenen Jahren bei Übung oder Einsatz wiederholt haben? Der Magistrat unterstützte tatkräftig und mit den damals zur Verfügung stehenden bescheidenen Mitteln diese „junge Truppe“. Er stellte die notwendigen Mittel zur Verfügung. Zusätzlich wurde auf der sog. Färberinsel (heutiger Standort der Kreissparkasse) ein zweistöckiges Steigerhaus, 45 Fuß hoch, mit 60 Fuß hohen „Steigbäumen“ erbaut. Auch eine Turnanstalt mit den nötigen Geräten wurde dort erstellt. Am 2. Februar 1866 fand dann die erste, ordentliche Generalversammlung statt, bei der schon der erste Führungswechsel notwendig wurde. Kommandant Radlinger gab seinen Rücktritt bekannt, da er versetzt werde. Bei den daraufhin abgehaltenen Neuwahlen wurde der kgl. Bauamtmann Michl als neuer Hauptmann bestimmt. Ein gutes Jahr später musste die Wehr ihre „Feuertaufe“ bestehen.
Der uns erhaltene Bericht über dieses Brandunglück gibt einen interessanten und teilweise amüsanten Einblick über Einsatzbedingungen und Einsatzablauf in jener Zeit und wird daher hier in einer längeren Passage wörtlich wiedergegeben.
„Am 24. Juni 1867 (am Sonnwendtage) vormittags 9 3/4 Uhr stieg aus dem Hintergebäude des Bierbrauers Schönauer am Kirchplatz (Brechgarten) plötzlich eine turmhohe Feuer – Rauchsäule empor und verbreitete sich bei der herrschenden Trockenheit mit rapider Schnelligkeit aufwärts über die Apotheke hin und abwärts gleichzeitig zu Geschirrhändler Kopp, sodass binnen weniger Minuten die züngelnden Flammen immer mehr sich ausbreiteten und große Verheerung anzurichten drohten. Sofort ertönten die Alarmsignale der Feuerwehr und in einigen Minuten war auch die größte Anzahl der Mannschaft hilfsbereit am Feuerhause versammelt.
Die Maschinen und Geräte wurden sofort zum Brandplatze gebracht und zweckentsprechend aufgestellt und in Tätigkeit gesetzt. Mit großer Ausdauer und Mut wurde gearbeitet und dem Feuer Einhalt getan, sodass nur (!) sieben der zusammenhängenden Gebäude eingeäschert wurden und zwar: Kopp, Eisenrichter, Schönauer, Apotheke, Gschaider, Gnödl und Zellner. Sofort nach Ausbruch des Brandes sandte Fabrikbesitzer Josef Eder sein Fuhrwerk nach Viechtach ab, um die einzige bestehende nächstgelegene Feuerwehr herbeizuholen. Bemerkenswert rasch traf die Feuerwehr dann auch mit einer Maschine und 53 Mann am Brandplatze ein, wo diese mit heller Freude von der Regener Wehr sowie der sämtlichen Einwohnerschaft begrüßt wurde.
Diese Hilfe langte schon 5 Stunden nach Ausbruch des Brandes hier an, löste unsere Mannschaft in der vollen Bewältigung des Brandes und der Ablöschungsarbeiten Abwechslungsweise ab, sodass ein Weiterumsichgreifen nicht mehr zu befürchten war. Da in einem Zeitraum von einer halben Stunde einzelne Dächer verschiedener Richtung und Entfernung, insgesamt an 30 Stellen, darunter auch der Kirchturm, dessen obere Kuppel hölzerne Dachung hatte, zu brennen anfingen musste die geringe Mannschaft daher vielfach verteilt werden. Die Mannschaft war zur vollständigen Löschung des Brandes die ganze folgende Nacht und den ganzen anderen Tag immer noch tätig. Die Brandwachen wurden mehrere Nächte hindurch fortgesetzt. Nach diesem Brande, am folgenden Tag, dem 25. Juni als er die Mannschaft versammelt hatte, teilte Herr Hauptmann Michl mit, dass er seine Stelle niederlege, weil seine gegebenen Befehle und Anordnungen, besonders von den am Lebzelter Huber’schen Hausdache postierten Steigern
nicht befolgt worden sind. Aus Anlass des Rücktritts wurden nun sofort die Mitglieder zu einer Generalversammlung einberufen, bei welcher einstimmig Herr Johann Hauf, Schmiedemeister, zum Kommandanten gewählt wurde.
In der Nacht vom 27. bis 28. Juni 11 3/4 Uhr brach, nachdem unmittelbar die Wachen ihre Patrouillengänge in und um die Brandstätte gemacht hatten, plötzlich in den Hintergebäuden des Schuhmachers Müller abermals Feuer aus, welches die Gebäude des Meßnerkeller, Müller, Hermann und Mühlbauer einäscherte. Auf sofortige Alarmierung war alsbald wieder die ganze Mannschaft, vorab die auf dem Rathaus liegende Wache, versammelt und trat sogleich in Tätigkeit, sodass der neuerliche Brand beschränkt werden konnte. Erst jetzt erkannte man allgemein (auch die bisher heftigsten Gegner und Spötter), dass nur eine feste und einheitliche Organisation und eine gutgeschulte, tüchtige Feuerwehr Brandunglücke und ihre Folgen auf das geringste Maß zurückzuführen vermag. Im zweiten Jahr ihres Bestehens hatte die junge Feuerwehr also schon alle Höhen und Tiefen einer Organisation durchgemacht, die bis in die heutige Zeit immer wieder auf diese zukommen und deren Überwindung nur durch das Bewusstsein, einer guten Sache zu dienen, möglich ist. Nach den Jahren ist trotz manchmal widriger Umstände die Hoffnung berechtigt, dass auch in Zukunft der Bestand der Einheit gewährleistet ist.